Laut S&P Global sind sinkende Komponentenkosten, lokale Fertigung und dezentrale Energieversorgung in diesem Jahr die drei wichtigsten Trends in der Branche der erneuerbaren Energien.
Anhaltende Störungen in der Lieferkette, veränderte Beschaffungsziele für erneuerbare Energien und eine globale Energiekrise im Jahr 2022 sind einige der Trends, die sich in diesem Jahr zu einer neuen Phase der Energiewende entwickeln, so S&P Global.
Nach zwei Jahren der Lieferkettenverknappung werden die Rohstoff- und Transportkosten im Jahr 2023 sinken, wobei die globalen Transportkosten wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht haben. Diese Kostensenkung wird sich jedoch nicht unmittelbar in niedrigeren Gesamtinvestitionen für Projekte im Bereich erneuerbare Energien niederschlagen, so S&P Global.
Der Zugang zu Land und die Netzanbindung erwiesen sich laut S&P Global als die größten Engpässe der Branche. Da Investoren sich beeilen, Kapital in Märkten mit unzureichender Verfügbarkeit von Verbindungsleitungen einzusetzen, sind sie bereit, für Projekte, die schneller baureif sind, einen Aufpreis zu zahlen, was zu der unbeabsichtigten Folge steigender Entwicklungskosten führt.
Eine weitere Veränderung, die die Preise in die Höhe treibt, ist der Mangel an Fachkräften, der zu höheren Lohnkosten im Baugewerbe führt. Laut S&P Global könnte dies zusammen mit steigenden Kapitalkosten eine deutliche Senkung der Projektinvestitionspreise in naher Zukunft verhindern.
Die Preise für PV-Module sinken Anfang 2023 schneller als erwartet, da das Angebot an Polysilizium größer wird. Diese Entspannung könnte sich auf die Modulpreise auswirken, dürfte aber durch die Bemühungen der Hersteller, ihre Margen wiederherzustellen, ausgeglichen werden.
Im weiteren Verlauf der Wertschöpfungskette dürften sich die Margen für Installateure und Händler verbessern. Dies könnte die Kostensenkungserfolge für Endverbraucher von Solaranlagen auf Hausdächern schmälern, so S&P. Entwickler von Großprojekten werden stärker von den niedrigeren Kosten profitieren. S&P erwartet eine weltweite Nachfrage nach Großprojekten, insbesondere in kostensensiblen Schwellenländern.
Im Jahr 2022 festigt die dezentrale Solarenergie ihre Position als dominierende Stromversorgungsoption in vielen reifen Märkten, und S&P Global erwartet, dass die Technologie bis 2023 in neue Verbrauchersegmente vordringen und in neuen Märkten Fuß fassen wird. Es wird erwartet, dass PV-Systeme zunehmend mit Energiespeichern integriert werden, da gemeinsam nutzbare Solaroptionen entstehen und neue Arten von Eigenheim- und Kleinunternehmensprojekten an das Netz angeschlossen werden können.
Vorauszahlungen bleiben die häufigste Investitionsoption bei Eigenheimprojekten, obwohl die Stromversorger weiterhin auf ein vielfältigeres Umfeld drängen, darunter langfristige und kurzfristige Pachtverträge sowie Stromabnahmeverträge. Diese Finanzierungsmodelle sind in den USA seit zehn Jahren weit verbreitet und werden voraussichtlich auch in weiteren Ländern Einzug halten.
Auch gewerbliche und industrielle Kunden dürften zunehmend auf Fremdfinanzierung zurückgreifen, da die Liquidität für viele Unternehmen zu einem großen Problem wird. Laut S&P Global besteht die Herausforderung für Anbieter fremdfinanzierter PV-Systeme darin, Verträge mit seriösen Abnehmern abzuschließen.
Es wird erwartet, dass das politische Umfeld insgesamt eine verstärkte dezentrale Stromerzeugung begünstigt, sei es durch finanzielle Zuschüsse, Mehrwertsteuersenkungen, Rabattsubventionen oder langfristige Schutztarife.
Herausforderungen in der Lieferkette und Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit haben dazu geführt, dass der Fokus zunehmend auf der Lokalisierung der Produktion von Solar- und Speicheranlagen liegt, insbesondere in den USA und Europa, wo der Schwerpunkt auf der Verringerung der Abhängigkeit von importiertem Erdgas liegt und erneuerbare Energien damit in den Mittelpunkt der Energieversorgungsstrategien gerückt sind.
Neue politische Maßnahmen wie der US-Inflationsreduktionsgesetz und das europäische REPowerEU-Programm ziehen erhebliche Investitionen in neue Produktionskapazitäten an, was ebenfalls zu einem Anstieg der installierten Leistung führen wird. S&P Global erwartet, dass die weltweiten Wind-, Solar- und Batteriespeicherprojekte im Jahr 2023 fast 500 GW erreichen werden – ein Anstieg von mehr als 20 Prozent gegenüber den Installationen im Jahr 2022.
„Dennoch bestehen weiterhin Bedenken hinsichtlich der Dominanz Chinas im Anlagenbau – insbesondere in den Bereichen Solarenergie und Batterien – und der verschiedenen Risiken, die mit einer zu starken Abhängigkeit von einer einzigen Region bei der Versorgung mit den benötigten Rohstoffen verbunden sind“, so S&P Global.
Veröffentlichungszeit: 24. Februar 2023